Die Heiligen Kyrillos und Methodios von Thessaloniki,
Lehrer der Slawen

Von Panagiotis K. Christou**

 

Thessaloniki im 9. Jahrhundert

Mit dem Beginn des 9. Jahrhunderts waren seit der Gründung der Stadt Thessaloniki (315 v. Chr.) schon über 1100 Jahre vergangen, in denen sie Zeiten strahlenden Ruhms und furchtbaren Unheils erlebt hatte,  doch war sie immer angesehen und selbstbewusst geblieben.

Während der byzantinischen Epoche hatte sie als Hauptstadt von Illyrien sehr zu kämpfen, um den Hellenismus und das Christentum vor den unaufhörlich von Norden einfallenden Barbaren,  den Goten und Hunnen, den Arabern und Slawen zu schützen.

Schutzherr in diesen Kämpfen war der höchst glorreiche Märtyrer Dimitrios (3. Jh.), der in seinem weißen Mantel immer dann auf den Mauern der Stadt erschien und die Verteidiger ermutigte, wenn die Eindringlinge den Belagerungszustand verschlimmerten. Daher ließen die Thessaloniker keine Gelegenheit aus, ihre Dankbarkeit gegenüber dem heiligen Retter zu äußern, wie auch einer Inschrift zu entnehmen ist, die in seiner Kirche gefunden wurde.

Gegen Ende des 7. Jahrhunderts hörten die Invasionen auf und für Thessaloniki begann eine neue Blütezeit. Bis dahin hatte der Hl. Dimitrios die Stadt vor den Einfällen der Barbaren machtvoll beschützt, nun aber unterstützte er sie in ihrem Werk, die Barbaren durch Wort und Geist zu zivilisieren.  Dieses Werk war in der christlichen Tradition der Stadt nicht unbekannt, da sie doch seit apostolischer Zeit ein Zentrum für die Verbreitung des Evangeliums im griechischen Raum gebildet hatte, weshalb der Apostel Paulus an die Thessaloniker die lobenden Worte geschrieben hatte: "So wurdet ihr ein Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia. Von euch aus ist das Wort des Herrn aber nicht nur nach Mazedonien und Achaia gedrungen, sondern überall ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, so dass wir darüber nichts mehr zu sagen brauchen." (1 Thess. 1,7-8) 

Diese Worte sollten in den Jahren der großen Missionare Kyrillos und Methodios erneut bekräftigt werden.

Der gelehrte Priester Johannes Kameniatis beschreibt die Stadt und ihre Umgebung zu Beginn des 3. Jahrhunderts in lebhaften Farben. Reiche Ebenen, so schildert er, liegen zu beiden Seiten des Berges Chortiatis. Die nördlich gelegene Landschaft besteht zu einem recht großen Teil aus zwei fischreichen Seen und das übrige Land wird entweder bebaut oder von Nutztieren beweidet. Die Ebene, die sich südlich des Berges und östlich der Stadt erstreckt, zeichnet sich durch unbeschreibliche Schönheit aus, mit Feldern, Weinbergen, Gärten, dichten Wäldern und dem reichhaltig fließenden Wasser.

Zahlreiche Klöster auf den Abhängen des Berges und in der Ebene ziehen durch ihre Schönheit den Blick von Vorüberreisenden und Besuchern auf sich.  Eine weitere fruchtbare Ebene erstreckt sich gegen den Westen der Stadt.

Thessaloniki war damals eine große, sehr bevölkerte Stadt. Sie war von starken Mauern und Bollwerk umgeben. Große Volksmengen überfluteten den Markt und die breite Allee, die die Stadt in zwei Hälften teilte. Ihre wirtschaftliche Blüte hatte sie zu einem Zentrum gemacht, das von weither sowohl das Interesse der Händler, als auch die Raubgier der Piraten auf sich zog.

Prächtige Kirchen und imposante öffentliche Gebäude schmückten die Plätze und dienten der Menschenmenge zur Befriedigung ihrer religiösen und gesellschaftlichen Bedürfnisse.

Den Sitz des Erzbischofs der Stadt hatten damals zwei angesehene und ehrenwerte Männer von ausländischen Provinzen inne: Joseph der Hymnenschreiber und Leon der Mathematiker, der spätere Rektor der Universität von Konstantinopel.

Doch den strahlenden Ruhmeskranz haben dieser Stadt zwei ihrer eigenen Söhne geflochten: Kyrillos und Methodios.

 

Methodios und Konstantinos

Die Eltern der beiden Brüder waren von adliger Herkunft. Ihr Vater Leon diente in Thessaloniki als höherer Offizier und wurde später zum General befördert. Er vereinigte damit in seiner Hand die politische und militärische Macht von Mazedonien. Sie hatten sieben Kinder, von denen der letzte, Konstaninos, 827 geboren wurde. Methodios könnte 820 geboren worden sein.

Die fromme Atmosphäre im Hause Leons gab den beiden Brüdern den ersten Anstoß zu geistlichen Beschäftigungen. Sie lenkten ihre Schritte oft zu den berühmten Kirchen der Stadt, zur Panaghia Acheiropoieta, zur Hl. Sophia und oftmals zur Kirche des Hl. Schutzpatrons Dimitrios, an dessen Namenstag sie sich alljährlich in die Prozession auf der großen Allee einreihten.

Andere Male wiederum verließen sie die Mauern der Stadt, um die zahlreichen, verstreut auf dem Land gelegenen Klöster zu besuchen. Ihre Teilnahme am kirchlichen Leben hatte Einfluss auf sie und veredelte ihren Charakter. Ihr Vater starb, als Methodios seine Studien beendet hatte. Er hatte ein Studium für die Befähigung im höheren Staatsdienst absolviert und wurde von Kaiserin Theodora als Verwalter in Sklavenien ernannt, d.h. in jener Provinz des hellenischen Kaiserreiches, in der überwiegend slawische Bevölkerungsschichten siedelten, die friedlich eingedrungen waren und ehemals bewohnte Gegenden besetzt hatten. Dort bemühte er sich systematischer um das Erlernen der slawischen Sprache, von der er einige Grundzüge bereits kannte, weil die Dienerschaft seiner Familie slawischer Herkunft war.

Dann verließ er für einige Jahre dieses Amt, um sich auf den Olymp von Bithynien zurückzuziehen. Dieser Berg war damals das, was später der Athos wurde: Berg der Mönche. Er lebte in einem der Klöster und widmete sich mit Eifer der Askese, dem Gebet und theologischen Studien.

Konstantinos, der erst in seinen letzten Lebenstagen den Namen Kyrillos erhielt, zeigte schon früh eine außergewöhnliche Fähigkeit zum Lernen. Mit 14 Jahren, als sein Vater starb, kannte er die Schriften von Gregorios dem Theologen auswendig. Später ging er zur Fortsetzung seiner Studien an die Universität von Konstantinopel, die gerade wieder neugegründet worden war und von Leon dem Mathematiker, dem ausgezeichneten Wissenschaftler und vormaligen Erzbischof von Thessaloniki geleitet wurde. Konstantinos genoss in der Hauptstadt Gastfreundschaft und sein Vormund, ein Verwandter, war der Ministerpräsident Theoktistos. Unter Leon und Photios studierte er Geometrie, Astronomie, Musik, Rhetorik, Philologie, Dialektik und Philosophie. Eine besondere Fähigkeit zeigte er im Sprachenlernen. Er war geradezu ein Phänomen für Vielsprachigkeit, und dies nicht nur für seine eigene Zeit, in welcher Unterrichtsmethoden für Fremdsprachen noch unbekannt waren, sondern für alle Epochen; denn außer Griechisch kannte er Slawisch, Syrisch, Hebräisch, Samaritisch, Arabisch, Türkisch, Latein und wahrscheinlich noch weitere Sprachen.

Im Gegensatz zu seinem Bruder verließ Konstantinos die Hauptstadt nicht, obwohl er manchmal daran dachte, es ihm gleichzutun und in eine Einsiedelei am Bosporus zu gehen. Er wurde zum Priester geweiht, wurde dann Bibliothekar im Patriarchat und schließlich Professor für Philosophie an der Universität von Konstantinopel. Seither wurde er Konstantinos der Philosoph genannt. Auch er lebte asketisch.

Die beiden Brüder bereiteten sich auf die große Sendung vor, zu der sie berufen waren. Sie besaßen eine beeindruckende Energie und eine bewundernswerte wissenschaftliche Ausbildung. Sie wollten aber noch etwas erreichen: die geistliche Vollkommenheit. In ihren Mönchszellen schafften sie es, durch das Gebet zu Gott aufzusteigen, und dieser Aufstieg wurde ihnen eine dauernde Erfahrung. Sie waren dem Leibe nach Menschen,  der Seele nach aber Engel.

 

Die Neuordnung von Byzanz

Das griechische Byzanz befand sich seit 200 Jahren in einem Zustand des Schwundes (Verminderung der territorialen Fläche), woran drei Gründe beteiligt waren:

1. Die unaufhörlichen Einfälle der barbarischen Völker, besonders aus Norden und Süden, die Wunden mit ständigem Aderlass schlugen.

2.) Das Versäumnis ausländischen Boden zu erwerben, was eine Folge des Wunsches war, die Erbschaft der Vorväter unbedingt zu erhalten und nicht zu schmälern.

3.) Der hundertjährige Bürgerstreit um die Ikonen. Diesen Zustand nutzten zum einen die Araber durch ihr unerwartetes Wiederauftauchen und zum anderen die Slawen durch ihre langsame, methodische Invasion; sie schafften es, Byzanz viele der reichsten Provinzen wegzunehmen, wie Ägypten, Palästina, Syrien und große Teile von Thrazien und Illyrien.

Gleichzeitig befand sich auch das Christentum unter anhaltendem Druck. Während es der christlichen Religion seit dem Ende der Christenverfolgungen bis zum Auftauchen der oben genannten Völker gelungen war, sich bis tief nach Afrika und an entlegenen Stellen in Asien auszubreiten, weicht sie seitdem unaufhaltsam zurück und verliert nacheinander fast alle ihre Gebiete auf diesen Erdteilen bis zu den am weitesten nördlich gelegenen Gegenden der Balkanhalbinsel.

Gegen Mitte des 9. Jahrhunderts ist eine radikale Veränderung der Dinge zu beobachten, die mit dem Ende des Ikonenstreits zusammenfällt. Unter der Führung von drei Männern, Kaiser Michael III., Ministerpräsident Varda und Patriarch Photios wird der Hellenismus im Inneren restituiert, strategisch reorganisiert und geistig wiedererweckt. Diese geistige Renaissance ist die beherrschende Kraft, die dem gesamten Aufwärtsstreben des Reiches zugrunde liegt.

 

Die Sendung zu den Sarazenen

Auf dem Programm stand auch die Bekämpfung der Muslime, die nicht aufhörten, auch nachdem sie die reichen Gebiete des Kaiserreiches erobert hatten, in die östlichen Provinzen einzufallen, wobei sie hauptsächlich Plünderungen im Auge hatten. Unter der Herrschaft der muslimischen Araber lebten noch Millionen Christen. Diese Menschen mussten kämpferisch sein, um ihre Unterdrücker zu zwingen, sich ihnen gegenüber toleranter zu verhalten. Aber die byzantinischen Waffen konnten den Zustand nicht wesentlich beeinflussen.

Im Jahre 856 wurde Photios zu politischen Verhandlungen zum Kalifat nach Bagdad gesandt. Wenige Jahre später, vielleicht im Jahre 860, wurde Konstantinos eine weitere Mission übertragen. Durch Gespräche, die mit dem Kalifen  Mutavangel geführt werden sollten, wurde eine Verbesserung der Lage der dortigen Christen beabsichtigt. Es bestand die Hoffnung, dass Fanatismus und Gewalt der Araber durch die Vernunft gebeugt werden könnten, aber mehr noch gab es die Hoffnung, dass das Selbstbewusstsein der unterjochten Christen sich mit der Nachricht aufrichten würde, dass ein mächtiger Glaubensbruder die Hauptstadt des Kalifats besuchen und die muslimischen Theologen beschämen  würde.

Er kam mit einem Sekretär in die Hauptstadt des Kalifats zu einem Zeitpunkt, wo Unterdrückung und Verfolgung der Christen ein Höchstmaß erreicht hatte. Die Unterdrücker hatten unter anderem von den Christen verlangt, auf die Türen ihrer Häuser die Gestalt des Teufels zu malen. Bei seinem Besuch wurde Konstantinos von den Muslimen ironisch gefragt, was denn diese Malereien zu bedeuten hätten. Er antwortete ihnen mit der für ihn charakteristischen Gewandtheit: "Ich sehe Abbildungen des Teufels und schließe daraus, dass in diesen Häusern Christen wohnen; denn da die Teufel es nicht ertragen, mit ihnen zu leben, haben sie die Häuser verlassen. Wo ich keine solchen Abbildungen sehe, wohnen die Teufel offenbar drinnen."

In der Diskussion mit den muslimischen Theologen zeigte Konstantinos im Verlauf der Sitzung einen der wichtigsten Punkte im Unterschied zwischen den beiden Religionen auf. Die Christen, sagte er, kommen  zur Erlangung der Vollkommenheit durch ethisches Ringen, sie erleben Rückschläge auf ihrem Weg, aber ihre Errungenschaften sind geistiger. Die Muslime kämpfen nicht ethisch, weil ihr religiöses Gesetz keine Verbote hat, und daher können sie im Ethischen keine Fortschritte machen.

Konstantins Mission im arabischen Staat brachte den dortigen Christen  eine gewisse Erleichterung. Auf seinem Rückweg besuchte er seinen Bruder Methodios in seiner Einsiedelei auf dem Olymp und blieb eine Zeitlang bei ihm, um sich auszuruhen.


Die Sendung nach Russland

Die vorherige Mission von Konstantin war kein zufälliges oder isoliertes Ereignis. Seit zwei Jahrhunderten hatten sich Christentum und griechisches Kaiserreich wegen der arabischen  Angriffe vermindert. Jetzt war die Zeit reif, zu erwachen und aus der langandauernden Einschränkung zu einer überraschenden Entfaltung zu kommen.

Leider blieb der Versuch einer Ausweitung nach Osten ergebnislos. Aber wenn auch das Christentum im Süden und im Osten wegen der blutigen Gewalt der Moslime an Boden verlor, gab es im Norden Handlungsspielraum.

Der Patriarch Photios erkannte im rechten Moment, dass die Slawen und die Türken des Nordens, die Chasaren, da sie seit langem mit den Griechen in Kontakt getreten waren, längst reif waren, für die Gruppe der christlichen Völker gewonnen zu werden und damit zugleich in den Kreis der zivilisierten Menschheit zu treten.

Für die Sicherung der Grundlage solcher Versuche war es geraten, eine aufmerksame Studie der Institutionen besonders der slawischen Völker voranzuschicken, die schriftliche Entwicklung der slawischen Sprache und die Übersetzung von unabdingbaren Büchern ins Slawische.

Zur  Vorbereitung dieses Werks wurde in Konstantinopel ein Zentrum für slawische Studien gegründet, wo Missionare und Kulturmittler ausgebildet wurden. Als Vorsitzender des Zentrums wurde von Kaiser Michael und Photios Konstantinos eingesetzt, der von jetzt an die Organisation der aufklärerischen Missionen übernahm.

Im Juni 860 verübte ein großes russisches Heer mit unwahrscheinlicher Wildheit einen Flottenangriff mit Kanus auf Konstantinopel.   Photios charakterisierte dies in einer Rede folgendermaßen: "Das Absurde des Überfalls, die unvermutete Geschwindigkeit, die Unmenschlichkeit des barbarischen Stammes, die Härte im Verhalten und die Aggressivität ließen das Unheil wie einen vom Himmel kommenden Blitzschlag erscheinen."  Zum Glück wurde der Angriff ebenso unmittelbar zurückgeschlagen, wie er verübt worden war.

Die Russen waren ein slawisches Volk, das damals von einem kleinen skandinavischen Geschlecht, den Warägern, unterjocht war, die vom See Lagoda herabgekommen waren. Wenn die Russen auch unterjocht waren, so blieb ihre Sprache erhalten und die Waräger assimilierten sich schließlich mit ihnen. Sie besaßen damals den Raum zwischen den großen Flüssen Dnjeper und Don. Als sie in die Hauptstadt des griechischen Kaiserreichs einfielen, in die legendäre Kaiserstadt, erblickten sie ihre ganze Pracht und erlebten bei ihrem Abwehrschlag auch ihre ganze Macht.

Sie erkannten also, dass es geratener sei, mit den Griechen Freundschaft statt Feindschaft zu halten. Und Byzanz machte es ihnen leicht. Es wäre nämlich sehr nützlich, eine Gesandtschaft zu schicken, die die Basis für die Christianisierung der Slawen im Norden legen könnte und ebenso für die Chasaren, die sich östlich von ihnen befanden. Das wäre auch aus politischen Aspekten erstrebenswert, denn das Christentum hat immer die Zivilisierung  der Sitten bewirkt und bis zu einem gewissen Grad die Angriffslust der christianisierten  Barbaren gemildert.

Der Kaiser und Photios hätten keinen geeigneteren finden können als Konstantinos. Und obwohl dieser erst kürzlich von seiner arabischen Mission zurückgekehrt war, akzeptierte er den neuen Auftrag ohne zu zögern und nahm Methodios mit sich, der ihn, wie es scheint, vom Olymp in die Hauptstadt begleitet hatte. Methodios war älter als Konstantinos, unterstellte sich ihm aber, da er der für diese Mission Zuständigere war. Er selbst widmete sich mehr dem Gebet, der Bruder hingegen dem Wort. Später aber zeigte sich auch Methodios als ausgezeichneter Organisator.

Die beiden Brüder fuhren mit dem Schiff nach Chersona auf der Krim. Die politische Ordnung der Krim war sehr unbeständig, im Osten herrschten die Chasaren, im Norden die Russen und im Westen die Ungarn, während Gruppen dieser Völker auch auf der Halbinsel selbst angesiedelt waren. Es lebten dort auch etliche Griechen und einige von ihnen waren Mönche. Als sich eines Tages die beiden Missionare in einem griechischen Kloster aufhielten und die Liturgie feierten, griff sie  eine Schar Ungarn an, bereit sie niederzumetzeln. Die Brüder ließen sich aber nicht stören. Sie sagten nur "Herr, erbarme dich" und setzten die Liturgie fort. Als die Angreifer sahen, dass sie sich nicht fürchteten, waren sie sprachlos und ließen von ihnen ab.

Auf der Krim gab Konstantinos die Probe auf sein sprachliches Können und seine übersetzerischen Fähigkeiten. Er traf auf gebildete Rabbiner und nahm in ihrer Nähe die Gelegenheit wahr, seine Kenntnisse im Hebräischen zu verbessern. Er übersetzte hier auch die hebräische Grammatik, die somit zum ersten Mal erschien. Er traf ebenfalls einen alten Samariter, der ihm die Bibel seiner Gemeinde zeigte, d.h. das samaritische Pentateuch, und er schaffte es, dieses zu lesen.

Bei den Russen fand er Ausschnitte der Evangelien und Psalmen, die auf slawisch mit syrischen Schriftzeichen übersetzt waren. So erkannten sie zunehmend, dass ein neues Alphabet notwendig war, um alle Laute der slawischen Sprache ausdrücken zu können.

Bevor sie weiter östlich reisten, zogen sie die Gebeine des Hl. Klemens, des Bischofs von Rom, aus dem Meer. Nach einer alten Tradition war Klemens 100 n. Chr. nach Chersona verbannt und von den Verfolgern mit einem Stein um den Hals ins Meer geworfen worden. Die Brüder brachten die Gebeine in die Kirche von Chersona und nahmen Teile der Reliquien mit sich, die sie später nach Rom brachten. Konstantinos schrieb zu Ehren des Hl. Klemens seine Biographie, die Festtagsrede  und Hymnen.

Das Ergebnis dieser Mission war bedeutsam. Sie sind zwar nicht tiefer ins Innere des Russischen Reiches gekommen, kamen aber auf der Krim und in Gegenden nördlich der Stadt in Kontakt mit dessen Gesandten. Die Russen erlaubten den Missionaren, ungehindert in ihr Land zu kommen und akzeptierten einen Bischof. So war die vollständige Christianisierung ihres riesigen Landes im folgenden Jahrhundert auf eine solide Basis gestellt.

 

Die Sendung ins Chasarenreich

Nach dem monatelangen Aufenthalt auf der Krim reisten die Missionare ins Reich der Chasaren. Zu dieser Zeit hatte der Herrscher der Chasaren mit einer Gesandtschaft um Missionierung in seinem Land gebeten, damit die Überlegenheit des Christentums gegenüber der jüdischen und mohammedanischen Religion bewiesen und es von seinem Volk angenommen werden würde.

Die beiden Brüder hatten den Auftrag erhalten, auch dieses Reich zu besuchen. Die Chasaren, ein Stamm der türkischen Völkerfamilie, besaßen damals die Gegend von der Krim bis zur Unteren Wolga und vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer. Sie waren zivilisierter als die anderen türkischen Stämme und ihr Land war ein Pol der Anziehung für griechische, arabische und jüdische Händler.

Sie unterhielten seit dem 7. Jahrhundert freundschaftliche Beziehungen zu den Byzantinern. Justinian II.  hatte bei ihnen Zuflucht gesucht und eine der Töchter ihres Herrschers, des "Khagan", geheiratet. Wenige Jahrzehnte später sollte die Tochter eines anderen Khagan, Irene, die Frau von Konstantinos V. werden. Jetzt empfanden ihre Herrscher die Notwendigkeit, sich enger mit ihnen zu verbinden. Ein Mittel dazu war, den christlichen Glauben anzunehmen. Sie glaubten an einen Gott, offensichtlich unter dem indirekten Einfluss des Christentums. Im Volk hatte aber bereits die Ausbreitung des Judaismus und des Mohammedanismus  begonnen. Was der Götzendienst verlor, gewannen jene. Eine Abwehr wurde also dringend.

Konstantinos und Methodios fuhren mit dem Schiff von Chersona ab und stiegen an den östlichen Ufern des Schwarzen Meeres aus. Die Hauptstadt des Chasarenreichs war Itil, aber der Khagan lebte zeitweilig auch in Sarkel, einer Stadt in der Nähe des Schwarzen Meeres, die von byzantinischen Architekten erbaut worden war.

An der Tafel des Khagan gab es aufeinanderfolgende Diskussionen, mit Vertretern zunächst des Judaismus, dann des Mohammedanismus, die in die Flucht geschlagen wurden. Das rief einen großen Eindruck hervor. Zweihundert Würdenträger ließen sich sofort von den Missionaren taufen und weitere gaben an, dass sie es ihnen später gleich täten. Dasselbe ließ auch der Herrscher mit einem Schreiben an den Kaiser verlauten.

Die Missionare kehrten wieder über Chersonia nach Konstantinopel zurück.

 

Die Welt der Slawen

Die Slawen tauchen in der Geschichte zum ersten Mal gegen Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. auf. Sie lebten damals östlich von den Germanen, im Gebiet der Weichsel. Im 6. Jahrhundert gab es drei Stämme, Slawen, Wenden und Anten. Sie teilten sich in kleinere Gruppen, aber die Fremden gaben ihnen allen den gemeinsamen Namen Sklavenen oder Sklaven.

Nach andauernden Wanderungen, die vom 3. bis zum 9. Jahrhundert dauerten, ließen sie sich im größeren Teil von Europa nieder, vom Don bis zu den Alpen und von der Ostsee bis zum Balkan. Ihre Wanderungen waren, wenigstens in älteren Zeiten, in der Regel friedlich. Ihre starke Vermehrung und Ausbreitung erklärt sich aus dem Grund, dass sie keine Kriege führten und folglich keine Verluste wegen kriegerischer Auseinandersetzungen erlitten. Als sie sich in den Gegenden, die sie eingenommen hatten, sesshaft niederließen, organisierten sie sich auch militärisch.

Im 9. Jahrhundert hatten sie sich in ungefähr den Gebieten von heute dauerhaft festgesetzt, mit geringen späteren Veränderungen. Die Russen besaßen damals, wie wir sahen, das Land zwischen Dnjeper und Don, während um sie herum andere slawische Stämme lebten, die später in ihnen aufgingen. Die Polen lebten an den Ufern der Weichsel. An der Elbe  wohnten die Wenden, Abodriten und Sorben, die sich später mit ihren Nachbarstämmen vermischten. Die Morawer (Mähren), Tschechen und Slowaken besaßen ebenfalls ihr heutiges Gebiet und einen Teil von Pannonien. Im übrigen Teil von Pannonien hatten sich die Slowenen niedergelassen. Das nördliche Illyrien war zwischen Kroaten und Serben geteilt, während Nordthrazien von den Bulgaren besetzt war. Verschiedene Stämme, die in griechischen Gebieten lebten, wurden später entweder abgestoßen oder assimiliert.

Die Slawen leben als Nomaden in provisorisch gebauten Hütten. Nach und nach entstanden Bauern- und Hirten-Siedlungen. Zu ihrer Sicherheit bauten sie Burgen ("grad"), welche sich zu Städten entwickelten; diese Entwicklung tritt aber erst im 9. Jahrhundert auf. Ihre Rechtsordnung wurde von den Stammesführern und dem Gewohnheitsrecht geregelt. Es gab keine Schrift und kein Bildungswesen.

Bis dahin waren Kirchen nicht möglich; statt Priester hatten sie Magier, von denen sie in schwierigen Situationen ihres Lebens Hilfe erwarteten. Die Kulthandlungen wurden von den Respektpersonen der Familien und Großfamilien vollzogen, die auch die heiligen Symbole bewahrten. Es scheint, dass die ursprüngliche Gottheit der Slawen die Göttin der Fruchtbarkeit war. Daraus erklärt sich auch ihr unmoralisches erotisches Leben.  Danach herrschte der Gott der Sonne oder des Feuers, der bei jedem slawischen Stamm einen anderen  Namen hatte. Daneben wurde an eine Fülle von Nymphen und Geistern geglaubt, als deren Wohnstätten Feuer, Wasser, Bäume und Häuser angenommen wurden. Sie verehrten die Vorfahren, aber sie hatten keine Vorstellung vom Hades; sie glaubten, dass die Seele materiell sei und sich nach dem Tod auf der Erde bewege. Die Witwen töteten sich oft selbst, um mit ihren toten Ehemännern begraben zu werden, während Kinder und Alte bei Hungersnöten getötet wurden. Vergleichsweise zu anderen Völkern wurden sie erst spät christianisiert. Das liegt daran, dass sie viele Jahrhunderte lang Nomaden waren und dort, wo sie sich aufhielten, die Einheimischen entweder dazu brachten, die Gegend zu verlassen oder sich zu assimilieren. Wo sie dem Christentum begegneten, in Thrazien, in Illyrien und in Pannonien, wurde es zerstört.

Die ersten Elemente des Christentums empfingen die Slawen von den Bewohnern der oben genannten Gebiete, die dort geblieben waren. Wenn sie auch die religiöse Organisation verloren, schafften sie es doch, grundsätzliche Elemente des religiösen Glaubens zu erhalten, die sie auch, ohne es zu wissen, an die Eindringlinge weitergaben. Das ist auch der Grund dafür, dass die Südslawen die ersten waren, die sich der Vorstellung des einen Gottes näherten. Aber der christliche Glaube wurde auch durch Kriegsgefangene, Händler und Missionare weitergegeben. Griechische Missionare arbeiteten bei allen slawischen Völkern, während die Italiener und Deutschen sich auf die Westslawen beschränkten.

Das Christentum half den slawischen Völkern, die staatliche Macht zu stärken, sich gesellschaftlich zu organisieren und sich in den Kreis der zivilisierten Völker einzureihen.

 

In Erwartung der großen Mission

Nach der Rückkehr der beiden Missionare aus dem Chasarenreich nach Konstantinopel zeigten sich der Kaiser Michael III. und Photios sehr zufrieden. Sie nahmen die Gelegenheit wahr, Methodios zu überzeugen, nicht zum Olymp zurückzugehen, weil sie ihn für unersetzlich im Dienste der Kirche hielten. Sie schlugen ihm vor, den Bischofsrang für Russland anzunehmen, aber das lehnte er ab und so mussten sie jemand anders senden. Er tat ihnen aber den Gefallen, nicht zum Olymp zurückzukehren, sondern Abt im Polychronios-Kloster zu werden, das sich am Marmarameer  östlich von Kyzikos befindet. So war er näher an der Hauptstadt.

Konstantinos wurde als Professor an der theologischen Hochschule des Patriarchats eingesetzt, die in verschiedenen Gebäuden der Heiligen Apostel beherbergt war. Er unterrichtete, studierte und bereitete sich auf etwas Großes vor, das ihn erwartete.

Im Jahre 862 sandte König Rastislaw von Großmähren eine Gesandtschaft nach Konstantinopel  mit der Bitte um einen Lehrer, der seine Untertanen christianisieren sollte. Byzanz und das ökumenische Patriarchat  hatten diese Dinge derart geregelt, dass die Herrscher der unkultivierten Völker selbst die Mission verlangten mussten. Im Brief, den sie Gesandten brachten, stand: "Wir sind  Slawen, schlichte Menschen. Unser Volk hat den Götzendienst abgelegt und ehrt das christliche Gesetz, aber wir haben keinen geeigneten Lehrer, der uns den wahren Glauben in unserer Sprache lehren könnte. Andere Völker werden zweifellos unserem Beispiel folgen. Senden Sie uns also, Herr, einen solchen Bischof und Lehrer. Von Ihnen wird wirklich das gute Gesetz in allen Ländern verbreitet."

Sofort trat unter dem Vorsitz von Kaiser Michael III. der Rat zusammen, an dem auch Ministerpräsident Vardas, Patriarch Photios und andere Persönlichkeiten teilnahmen. Alle wollten sie Konstaninos, den der Kaiser herbeirief und zu dem er sagte: "Ich weiß, Philosoph, dass du dich müde fühlst, aber du musst dorthin, denn kein anderer kann diese Sendung zuwege bringen." Der Philosoph antwortete, müde oder krank, er werde mit Freuden gehen; es genüge, wenn sie dort ein geeignetes Alphabet für ihre Sprache hätten. Natürlich hatte er selbst Texte ins Slawische übersetzt,  mit griechischen Buchstaben, und dabei festgestellt, dass nicht alle Laute wiedergegeben werden konnten. Darauf antwortete ihm der Kaiser: "Mein Großvater, mein Vater und viele andere haben ein Alphabet gesucht, aber nicht gefunden. Wie sollte ich das schaffen?" Konstantinos fühlte sich machtlos, aber der Kaiser setzte hinzu: "Wenn du willst, kann Gott dir helfen, eins zu finden, denn Er gibt denen, die suchen und öffnet denen, die anklopfen."

Der Philosoph entfernte sich von der Versammlung und wie er es gewohnt war, begann er mit einigen seiner Mitarbeiter zu beten. Gottes Hilfe zögerte nicht, zu erscheinen. Konstantinos schuf, indem Gott ihn erleuchtete, das erste slawische Alphabet und anschließend vertiefte er sich in die Übersetzung des Evangeliums von Johannes: "Im Anfang war das Wort."

Die Schrift, die Kyrillos erfand, nennt man glagolitisch. Während es sich zunächst an die Kleinbuchstaben der griechischen Schrift anlehnt,  rundet,  verkompliziert und verändert es die Zeichen. Für die Laute, die es im Griechischen nicht gibt, benutzte er veränderte hebräische Zeichen oder andere, die er selbst erfand. Kyrillos wollte mit dieser schwierigen Schrift die ethnische und sprachliche Eigenart der Slawen betonen. Später änderte sich die Schrift, d.h. sie basierte auf den griechischen Großbuchstaben und wurde vereinfacht; damit wurde die sogenannte "kyrillische Schrift" geschaffen.

Die Sprache, in die die beiden Brüder die biblischen und liturgischen  Texte übersetzten, war diejenige, wie sie damals von den südslawischen Stämmen gesprochen wurde, die in die Gebiete des griechischen Kaiserreiches eingedrungen waren. Viele Dragoviten und Sagudaten kamen wegen des Handels nach Thessaloniki und noch zahlreicher waren diejenigen, die als Dienstboten bei den adligen Familien von Thessaloniki arbeiteten. Die Mitglieder dieser Familien, ebenso wie die Händler, lernten notgedrungen viele Wörter jenes rohen Dialekts, weil diese kulturell unentwickelten Einwanderer nicht fähig waren, die ausgefeilte und komplizierte griechische Sprache zu lernen und andernfalls eine Verständigung unmöglich gewesen wäre. Natürlich verstanden Menschen vom Niveau des Konstantinos und Methodios mit Leichtigkeit den Aufbau jener Sprache.

Da sich die slawischen Stämme erst vor ungefähr vierhundert Jahren voneinander losgelöst hatten, gab es zwischen ihnen noch keine großen dialektalen  Unterschiede. Folglich war die Sprache der Südslawen sowohl den West- wie den Nordslawen verständlich.

Aber die Sprachgestalt, die die beiden Brüder verwendeten, war nicht vollkommen identisch mit dem gesprochenen Dialekt, da die Sprache  sich durch die  schriftliche Niederlegung veränderte. Sie bekam zusammengesetzte Wörter, neue Sprachmuster und einen erhabenen Charakter. Wenn sie auch bis zu einem gewissen Grad eine künstliche Sprache war und in der Rede niemals unverändert benutzt wurde, bildete sie die Grundlage für alle nationalen slawischen Sprachen und wurde seit jener Zeit bis heute zum Träger für die Einheit unter den slawischen Völkern.

Konstantinos übersetzte die vier Evangelien, die Episteln des neuen Testaments und eine Sammlung von patristischen Texten, bevor er sich auf die große Reise machte. Ebenso schrieb er eine Grammatik und Reden. Als Prolog zu seiner Übersetzung der Evangelien stellte er ein Gedicht, das er selbst geschrieben hatte und das die Ziele der Missionare deutlich machte:

Ein Mund ohne Süße
Verwandelt den Menschen zu Stein;
Umso mehr wird die Seele ohne Schrift
Eingeschläfert in ihrem menschlichen Sein.
Weil  uns das vor Augen steht, Brüder, 
Bringen wir euch geeigneten Rat
zur Befreiung des ganzen  Erdkreises
von tierischem Leben und Leidenschaften.

 

Die Sendung nach Großmähren

Die Mähren hatten im 9. Jahrhundert ein monarchisches System in landwirtschaftlicher Form. Sesshaft in der einstmals von den Langobarden bewohnten Gegend, waren sie damals Untertanen der deutschen Nation, befanden sich aber fast pausenlos im Aufstand und genossen zeitweise völlige Unabhängigkeit. Im Machtbereich ihrer Herrscher befanden sich - außer den Mähren - Tschechen, Slowaken, polnische Gruppen und die slawischen Stämme von der Elbe. Sie befanden sich in einem Stadium der Entwicklung, das aber nach mehreren Jahrzehnten ungarischer Besetzung stagnierte.

Griechische, italienische und deutsche Missionare  begannen, den Mähren das Christentum zu übermitteln. Der Herrscher und etliche Adlige waren getauft, aber das Volk verharrte noch beim Götzendienst. Als Rastislaw sagte, dass das Volk den christlichen Glauben annehmen würde, kam er einer Entwicklung zuvor, die, wie er hoffte, nicht auf sich warten lassen  würde. Er wandte sich an Byzanz, um einen Bischof zu bekommen mit dem Ziel, die Übermittlung des christlichen Glaubens und die Organisation der Kirche in seinem Land zu vollenden. Die Hinwendung nach Byzanz erfolgte aus zwei Gründen; erstens, weil er wusste, dass es dort Vorarbeiten zur Übersetzung kirchlicher Bücher in die slawische Sprache gab und zweitens, weil er von dort aus keine politischen Einmischungen  wie vom deutschen Staat zu befürchten hatte.

Byzanz entsandte keinen Bischof, weil nach der orthodoxen griechischen Auffassung der Bischof eine bestimmte Region regiert und keine missionarischen Reisen macht. Deshalb wurde anstelle eines Bischofs eine Gruppe Missionare entsandt. Diese Gruppe brach unter der Führung von Konstantinos und Methodios im Frühjahr 863 nach Mähren auf.  Unter ihnen befanden sich auch Klemens, Naoum, Angelarios, Savvas und etliche andere Mitarbeiter, die sich später im apostolischen Werk hervortaten.

Kaiser Michael III. stattete den Leiter der Mission mit folgendem Brief aus: "Hiermit sende ich dir denjenigen, dem Gott dieses Alphabet offenbart hat. Er ist ein Edelmann und orthodox, ein großer Weiser und Philosoph."

Aller Wahrscheinlichkeit nach nahmen sie den Weg  über Trajanopolis, Philippi, Thessaloniki, Skopje, Naissos (Nis), Singidunum (Belgrad), Sirmium bis zur Grenze von Großmähren, wo die Gesandten des Herrschers sie erwarten.

Die Bewohner von Mähren gaben den griechischen Missionaren ein herzliches Willkommen. Es war auch keine geringe Ehre, die einem stolzen, aber ungebildeten Volk durch den Besuch und den Aufenthalt so vieler gebildeter byzantinischer Mönche zuteil wurde, die ihnen als Geschenk das Alphabet und in ihre Sprache übersetzte Bücher brachten.

Die erste Station der Missionare war das Schloss von Rastislaw in der Gegend des heutigen Mikultsitsa.  Dann wohnten sie in der Gegend des heutigen Stare Mesto, wo sich schon früher die ersten byzantinischen Missionare und viele griechische Händler niedergelassen hatten. Damals hieß es Velehrad.

Die Mähren lebten in ihren landwirtschaftlichen  Siedlungen nach Sippen In jedem Gebiet gab es eine oder mehrere Festungen ("hrad" oder "grad"), wo die Stammesführer mit ihrem Heer wohnten. Diese Festungen entwickelten sich später zu Städten. Velehrad war möglicherweise die einzige Festung in Mähren, die sich schon in eine Stadt gewandelt hatte.

Konstantinos und Methodios gaben sich ihrem Werk systematisch und mit Erfolg hin. Zunächst gründeten sie eine Schule, wo junge Leute aus dem Adel unterrichtet wurden, um das Alphabet, die Grammatik, die Heilige Schrift und die Gottesdienste zu lernen.

Gleichzeitig dehnten sie den Unterricht auf das Volk aus und tauften diejenigen, die das Christentum annehmen wollten. Sie sandten ihre Mitarbeiter in die verstreuten Siedlungen des Landes. So verbreitete sich das Christentum, das es bis zu diesem Zeitpunkt nur in wenigen Festungen gab, die auch Holzkirchen besaßen, vollständig von einem Ende des Landes bis zum anderen, und zwar nicht nur unter den mährischen Bewohnern, sondern auch unter Tschechen, Slowaken und Polen.

Die Missionare übersetzten die Gottesdienste, so dass sie nach und nach in ihrer kalendarischen Abfolge benutzt werden konnten. Sie trachteten ebenfalls danach, Steinkirchen zu errichten, von denen heute viele bei archäologischen Ausgrabungen wiederentdeckt werden.

Das Werk dieser griechischen Missionare war im Vergleich zu dem der Italiener und der Deutschen wesentlich erfolgreicher. Vor allem tolerierten die Griechen sie, obwohl sie sahen, dass sie nicht nur einige Ungebührlichkeiten erlaubten, sondern auch einen gewissen Aberglauben der götzenanbetenden Mähren eingeführt hatten. Sie wurden jedoch von ihnen angegriffen. Sie nutzten die Gelegenheit, sie zu entmutigen und anzuprangern, als Rastislaw 864, kurze Zeit nach der Ankunft der griechischen Missionare, von Ludwig dem Deutschen unterworfen wurde. Sie behaupteten nämlich, dass Gott nur in drei Sprachen verehrt werden könne, auf Hebräisch, Griechisch und Latein (d.h. den Sprachen der Inschrift, die Pilatus ans Kreuz Christi annageln ließ), und nicht auf Slawisch. Konstantinos fiel es nicht schwer ihre Behauptung zu widerlegen und nannte sie dreizüngig und pilatisch. Natürlich hatte der Angriff einen anderen Grund. Die Deutschen waren verärgert über die offizielle Einladung griechischer Missionare, denn sie mochten die Byzantiner nicht. Die Griechen ihrerseits nahmen die Deutschen als Barbaren und Anwärter auf den Kaisertitels nicht ernst. Im Übrigen wurden sie auch von den Slawen "nemets", d.h. Barbaren genannt. Der Führer der deutschen Kleriker in Mähren war Viching, der der Italiener war Johannes.

Die Missionare blieben in dieser ersten Periode drei Jahre und vier Monate in Großmähren, d.h. von Herbst 863 bis Anfang 867. Sie hatten bereits viele Schüler unterrichtet, unter ihnen ungefähr 100 Theologen. Sie hatten aber nicht genügend Priester für die Gottesdienste. Es ist bekannt, dass unter ihnen nur Konstaninos Priester war, aber es ist klar, dass sie noch mehrere ihrer Mitarbeiter wie auch vorherige griechische Missionare, die sie bei sich aufgenommen hatten, zu Priestern weihten. Jedoch waren sie nicht genug, um alle Bedürfnisse ihrer Herde, die sich ständig vergrößerte, zu befriedigen. Sie mussten darum bitten, dass von ihnen einer oder zwei zu Bischöfen geweiht würden, um die Priesterwürde an andere weiterzugeben.


In Rom

Die beiden Brüder verließen Großmähren und ließen einige ihrer Mitarbeiter zurück. Zuerst begaben sie sich nach Vlatinski Kostel, der Hauptstadt von Pannonien. Dieses Land, das zuvor zum Römischen Kaiserreich gehört hatte, war schon von den Slowenen besetzt. Das Christentum war zerstört worden und kam jetzt wieder in diese Gegend zurück. Der Herrscher Kotsel, der Christ war, beneidete die Mähren um ihr Glück, solche Lehrer gefunden zu haben. Er war mit den Missionaren schon früher in Kontakt gekommen. Jetzt kamen sie in sein Land, um auch seine Bitte zu erfüllen, die Slowenen zu unterrichten. Der Herrscher empfing sie mit gerechtfertigtem Enthusiasmus, erlernte die slawische Schrift und las ihre Bücher. Sie blieben sechs Monate in Slowenien und unterrichteten 50 Schüler.

Danach setzten die Missionare ihren Weg fort. Was war ihr Ziel? Natürlich Konstantinopel. Sie hatten eine große Mission von Michael III. und dem Patriarchen Photios bekommen. Sie hatten jeden ihrer Befehle befolgt und jetzt, wo sie sahen, dass die Kirchen von Mähren und Slowenien fähig waren, Metropolen zu werden, begaben sie sich in die Hauptstadt des Kaiserreiches, um die Bischofsweihe zu empfangen.

Aber als sie sich noch in Pannonien (Slowenien) befanden, hörten sie unangenehme Nachrichten. Boris von Bulgarien hatte die bulgarische Kirche vom Einfluss des Patriarchats gelöst und sich nach Westen gewandt. Daher war es nicht geraten, durch bulgarisches Land nach Konstantinopel zu reisen, sondern sie mussten den Seeweg nehmen. So begaben sie sich hinab nach Venedig. In dieser Stadt wurden sie von westlichen Bischöfen, Priestern und Mönchen aggressiv empfangen und beschuldigt, im Gottesdienst die slawische Sprache zu benutzen. Konstantinos antwortete, dass alle Völker das Recht haben, in ihrer eigenen Sprache das Evangelium zu lesen und Gott zu verehren.

Die Venetianer nahmen die Missionare in Arrest, während der Papst Nikolaus I., der sich in scharfer Auseinandersetzung mit Photios befand, sie zur Untersuchung nach Rom berief. Sie kamen dort im Dezember 867 an. Aber die Situation war inzwischen schon verändert. Nikolaus war gestorben, und der neue Papst Hadrian II., der Klerus und das Volk von Rom empfingen die beiden Missionare enthusiastisch, weil sie - wie sie später erfuhren - ihnen einen kostbares Geschenk mitbrachten, nämlich die Gebeine des Heiligen Klemens. Aus diesem Grund und weil der Papst die gespannten Beziehungen zu Konstantinopel wieder in Ordnung bringen wollte, gab es keine Hindernisse für die Ziele der beiden Brüder. Der Papst akzeptierte die slawischen Bücher und stellte sie in die Hauptkirche der Stadt.

Danach weihten die beiden Bischöfe Formosus - späterer Papst - und Gauderich im Auftrag des Papstes Methodios und drei der Schüler zu Priestern und zwei weitere zu Vorlesern. Die Liturgie im Anschluss an die Weihen wurde auf slawisch gefeiert.

Die beiden Brüder wohnten mit ihren Schülern zusammen in den griechischen Klöstern Roms und erwarteten die Stunde ihrer Bischofsweihe. Die Zeit verstrich und die Weihen verzögerten sich. Der Papst wich aus, weil er eine Ausweitung des griechischen Einflusses in einer Gegend befürchtete, die er als die seine ansah.

In der Zwischenzeit erkrankte Konstantinos, der immer eine schwache Konstitution gehabt hatte. Als er verstand, dass sein Ende nahe war, trug er den ganzen Tag sein Priestergewand, während er fröhlich sagte: "Ich bin kein Diener des Kaisers mehr und niemandes auf der Welt, sondern nur des allmächtigen Gottes. Ich bin nicht gewesen, ich bin gewesen und werde sein in Ewigkeit. Amen." Am nächsten Tag trug er seine Mönchskleidung und erhielt den Namen Kyrillos. Er blieb 50 Tage in dieser Kleidung und als erkannte, dass sich seine Todesstunde näherte, betete er: "Herr, mein Gott, du, der du die Heerscharen der Engel und die himmlischen Mächte geschaffen hast; du, der du die Himmel errichtet und die Erde gegründet hast und alles aus dem Nichts ins Sein gebracht hast; du, der du immer diejenigen hörst, die deinen Willen tun, die dich fürchten  und die deine Gebote halten, höre mein Gebet und bewahre die gläubige Herde, als deren Führer du mich, deinen Diener, den unfähigen und unwürdigen, bestimmt hast. Rette sie vor der sündhaften und götzendienerischen  Bosheit derer, die dich lästern. Zerstöre die Häresie der drei Sprachen."

Er starb 869 im Alter von 42 Jahren. Der Papst ordnete ein fürstliches Begräbnis an, aber Methodios weigerte sich, denn er hatte vor, die Gebeine nach Konstantinopel zu überführen. Doch die Römer erlaubten es ihm nicht. So wurde Kyrillos in der Kirche des Hl. Klemens, rechts vom Altar begraben.

In Slowenien

Mährer und Slowenen warteten ungeduldig auf die Brüder, aber diese erschienen nicht. Kotsel von Slowenien verlangte in einem Schreiben nach Methodios und der Papst entsandte ihn im Frühjahr 869, kurz nach dem Tod von Kyrillos. In seinem Schreiben an Kotsel und Rastislaw lobte er die orthodoxe Geisteshaltung von Methodios, ordnete an, dass die Gottesdienste in slawischer Sprache gefeiert würden und bezeichnete diejenigen, die die in slawischer Sprache verfassten Bücher missachteten, als Wölfe.

Die Unzufriedenheit in Slowenien aber war groß, denn die Slowenen hatten nach einen Bischof verlangt und der Papst hatte die  Bischofsweihe von Methodios hinausgezögert. Er fürchtete wohl, dass Methodios die Kirchen von Slowenien und Mähren als unabhängig erklären  könnte, was dieser in der Tat vorhatte. Kotsel handelte daraufhin entschieden. Er sandte Methodios in Begleitung von 20 hochgestellten Slowenen wieder nach Rom, und verlangte seine Weihe als Bischof, indem er wissen ließ, dass er andernfalls die Weihe von Byzanz fordern würde. Und die Entschiedenheit des Herrschers siegte. Der Papst weihte Methodios zum Bischof, und er ließ sich in der Hauptstadt des slowenischen Reiches nieder, mit dem Titel des Erzbischofs von Sirmium, der alten Hauptstadt Illyriens, die sich ein wenig südlich der Donau befand.

Die kirchliche Struktur, durch die Tatkraft der beiden Brüder geschaffen, war entsprechend der byzantinischen Auffassung autokephal. Die beiden großen Teile der damals einen Kirche waren als solche erkennbar durch die Unterschiede in der Tradition und der Mentalität. Im Westen verlangte die Idee der absoluten Konzentration und Einheit - ein Erbe aus dem antiken Rom - dass die christianisierten Gebiete als Teileinheiten der einen und unteilbaren westlichen Kirche in lateinischer Sprache organisiert wurden und, in jener Zeit, unter die Herrschaft der deutschen Nation gestellt wurden. Im Osten führte die föderative Idee - ein Erbe der griechischen und christlichen Antike - dazu, dass in den christianisierten Gebieten autokephale Kirchen in der lokalen Sprache organisiert wurden, die unter der politischen Herrschaft der jeweiligen unabhängigen Staaten standen.

So hing diese Kirche verwaltungsmäßig weder von Konstantinopel noch von Rom ab, sondern stand mit beiden in Verbindung. Sie war nach den Richtlinien von Konstantinopel und im griechischen Geist der Selbstständigkeit gegründet worden. Sie wurde sogar zum Vorbild, anhand dessen auch die anderen slawischen Kirchen organisiert wurden mit dem Unterschied, dass diese glücklicher waren im Hinblick auf Eingriffe  ausländischer Macht.

Die Aktivität von Methodios hatte jetzt, wo er eine verantwortlichere Stellung einnahm, zugenommen. Er weihte eine Menge seiner Schüler, Slowenen, Kroaten und Serben zu Priestern, die unter seiner Autorität  standen. Die Kroaten und Serben hatten die ersten Missionare  von den byzantinischen Niederlassungen an der Adria unter der Obhut der Regierung von Byzanz empfangen. Nun nahm die Christianisierung bei ihnen an Raum und Tiefe zu. Die drei Kirchen hatten slawischen Charakter, aber die kroatische wendete sich später unter dem Herrscher Branimir,  der 879 Zdeslav ermordete, nach Rom. In Slowenien erhielt sich dieser Charakter teilweise bis in unsere Zeit, trotz der Tatsache, dass hier später die römisch-katholische Kirche dominierte. Es hat sich hier sogar die erste slawische Sprache, die glagolitische, erhalten.

Im gleichen Zeitraum weihte Methodios auch eine Menge seiner Schüler aus Mähren zum Priester, die er in ihr Land zurückschickte, damit sie sein Werk fortsetzten. Unter ihnen befand sich auch Gorasdos.

Aber dieses Werk brach früh ab. Den deutschen klerikalen und politischen Machtträgern missfielen die Erfolge der Anstrengungen von Methodios, die den slawischen Kirchen nicht nur slawischen, sondern auch griechischen Charakter verliehen zur großen Enttäuschung der lateinischen Kleriker. Denn dadurch wurde der Weg einer abermaligen Hinwendung zu Deutschland verschlossen.

Genau zu dieser Zeit war Ludwig der Deutsche mit drei Heeren in Großmähren eingefallen und hatte das Land erneut unterjocht. Rastislaw, der die griechischen Missionare hierher gerufen hatte, war vom Thron abgesetzt und geblendet worden. Kotsel begann, dasselbe Schicksal auch für sich zu fürchten. Deshalb widersetzte er sich nicht, als deutsche Kleriker von Slowenien Methodios gefangen nahmen und nach Deutschland brachten.

Im November 870 wurde Methodios von bairischen Bischöfen in Regensburg verurteilt, weil er eine Gegend eingenommen haben sollte, die zum Erzbischof von Salzburg gehörte.

In dieser Zeit herrschte eine starke Tendenz der Kirche von Deutschland, sich von Rom abzulösen, wie wir aus dem gegenwärtigen Fall sehen können. Methodios nannte seine Verfolger "Barbaren" in Gegenwart von Ludwig. Nach seiner Verurteilung wurde er im Kloster Ellwangen in Schwaben gefangen gehalten. Es wurde ihm keinerlei Kontakt mit dem Papst erlaubt und sein Sendbote Mönch Lazaros getötet. Von seinen Schülern flohen einige nach Mähren, Kroatien und Serbien, andere blieben heimlich in Slowenien.

Papst Hadrian wurde niemals über diese Vorfälle informiert und der neue Papst Johannes VIII. erfuhr erst relativ spät davon. Daraufhin schrieb der Papst an König Ludwig und beklagte sich darüber, dass ein Erzbischof verfolgt worden sei, dessen  Sitz - nach seiner Meinung - seit jeher zu Rom und jedenfalls nicht zu Deutschland gehöre. Er schrieb ebenfalls an den Erzbischof Adalwin von Salzburg und an mehrere deutsche Bischöfe.

Nach dieser Intervention wurde Methodios befreit, während er von seinen Widersachern zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt worden war.


Und wieder in Großmähren

Die Intervention des Papstes war nicht der einzige Grund für die Freilassung von Methodios. Auch die Fürbitte des Kaisers Basilios von Mazedonien, die Ludwig 872 von einer Gesandtschaft überbracht wurde, sowie der Umschwung in Mähren waren wirksame Faktoren. Der neue dortige Herrscher Swatopluk, Neffe des Rastislaw, gewann erneut die Unabhängigkeit nach einem weiteren Aufstand, unter dessen Führern sich auch der Priester Slawomir befand. Die Kleriker der slawischen Kirche von Mähren hatten sich immer für die politische Unabhängigkeit ihres Landes eingesetzt.

Nach zweieinhalb Jahren Gefängnis befand sich Methodios wieder auf freiem Fuß. Jetzt kehrte er nicht mehr nach Slowenien zurück, sondern nach Mähren, behielt aber den Titel des Erzbischofs von Sirmium. Seine zahlreichen Schüler empfingen ihn im Sommer 873 nach sechsjährigem Warten mit Enthusiasmus.

Jetzt beginnt eine Blütezeit für die frisch gegründete Kirche von Mähren. Der große Missionar übernahm eine zweifache Aufgabe. Einerseits setzte er die Ausbildung von Theologen, Klerikern und Lehrern fort, andererseits dehnte er seine Verkündigung auf breitere Teile der Volksmassen aus. Er setzte in allen Siedlungen Kleriker ein, da die Bewohner den Irrtum des Götzendienstes aufgegeben hatten und an den wahren Gott glaubten. Er besuchte alle Gebiete, die das Reich von Swatopluk damals umfasste, und von Slawen, Böhmen, Sachsen, Schlesiern und Südpolen bewohnt waren. Er taufte selbst den ersten christlichen Herrscher der Böhmen Boriboj I. Er gelangte bis in die Gegend von Kiew, wo er den Russen predigte.

Dieses Werk wurde in Mähren unter schwierigen Umständen verwirklicht, denn 874 wurde Swatopluk nach einem neuen harten Kampf gezwungen, sich den Deutschen zu unterwerfen. Die deutschen Kleriker bekamen wieder Mut, während der Herrscher, der sie nicht reizen wollte, zur Wahrung des Gleichgewichts folgenden Kompromiss fand: Er selbst folgte dem lateinischen  Gottesdienst, ließ das Volk aber dem slawischen folgen. So entfremdete sich Methodios dem Herrscher nach und nach und umso mehr, als dieser seine Hauptstadt in das entfernte Nitra verlegte. Es kamen noch weitere Unannehmlichkeiten hinzu wegen Bemerkungen von Methodios, die sich auf ethische Abweichungen des Swatopluk bezogen. Aus diesen bestimmten Gründen und genereller, weil der Herrscher und viele aus seinem Gefolge jeden Anlass zu einem neuen Zusammenstoß mit den Deutschen vermeiden wollten, hatte die griechische Mission einen ungünstigen Stand.

Von zwei Geistlichen, dem deutschen Viching und dem italienischen Johannis gedrängt, wendete sich Swatopluk an den Papst Johannes VIII., um jemand anderem die Last all jener Tätigkeiten zu übertragen. Darauf schrieb der Papst an Methodios: "Wir hören, dass du nicht so lehrst, wie die römische Kirche von Petrus selbst, dem Haupt der Apostel, gelehrt worden ist und wie er täglich gepredigt hat, und dass du das Volk in den Irrtum führst. Deshalb befehlen wir dir mit diesem Brief, ohne Verzug vor uns zu erscheinen, um dich zu hören und deine Lehre genau kennenzulernen. Wir haben außerdem gehört, dass du die Liturgie in einer barbarischen Sprache abhältst, d.h. in der slawischen, während wir dir mit einem Schreiben, das der Bischof Paulus von Ancona überbrachte, verboten haben, die heilige Liturgie in dieser Sprache zu feiern. Du kannst sie nur in der lateinischen oder griechischen Sprache feiern, wie es die Kirche Gottes, die auf der ganzen Welt verstreut ist, bei allen Völkern tut. Natürlich kannst du in jener Sprache predigen und zum Volk sprechen." Die Aufforderung, nach Rom zu kommen, wurde ebenfalls durch das Verlangen des Papstes gerechtfertigt, zu sehen, ob Methodios alles befolgte, was er mündlich und schriftlich dem Heiligen Römischen Thron versprochen hatte.

Methodios war gezwungen, sich 879 nach Rom zu begeben, wo über ihn gerichtet werden würde. Gleichzeitig wurde als Abgesandter des mährischen Herrschers auch Viching geschickt, den  Swatopluk als Ersatz für Methodios im Falle seiner Absetzung bestimmte. Dort aber änderten sich die Dinge. Die Persönlichkeit von Methodios war so stark, dass er allein durch seine Erscheinung die Sachlage beeinflusste. Außerdem ist sichtbar, dass es im Denken der Päpste jener Epoche eine große Verwirrung gab. Der Vorgänger sagte etwas anderes als der Nachfolger, und oft war auch die Politik ein und derselben Person schwankend. Zu  der Änderung in der Haltung des Johannes trug wahrscheinlich die Angst bei, dass die westlichen Slawen sich dem römischen Einfluss entziehen könnten, wie es in der Zwischenzeit bei den Bulgaren geschehen war. So ordnete Johannes VIII. in einem neuen Schreiben genau das Gegenteil von dem an, was er im vorherigen verlangt hatte. Er sagt, dass er Methodios umfassend geprüft habe und festgestellt habe, dass er den Glauben des Glaubensbekenntnisses der römischen Kirche habe, der damals freilich mit dem der griechischen identisch war. Die Hinzufügung des filioque, nämlich dass der Heilige Geist auch vom Sohn ausgeht, war noch nicht ins Glaubensbekenntnis aufgenommen worden, bestand aber  als Lehre, besonders bei den deutschen Theologen. Zudem verlangte er, dass die Werke des Herrn auch in der slawischen Sprache verkündet werden sollten, weil die Heilige Schrift verlangt, dass wir den Herrn preisen und zwar nicht in drei, sondern in allen Sprachen.

Methodios übersetzte, um die Nebensächlichkeit der Sache zu beweisen, auch die lateinische Liturgie, wie sie damals gültig war, ins Slawische, so dass es in seiner Kirche möglich war, sowohl die östliche wie die westliche Liturgie zu feiern.

So kehrte der Erzbischof gerechtfertigt nach Mähren zurück. Der Papst aber, der auch den Herrscher zufriedenstellen wollte, befahl Methodios, Viching zum Bischof von Nitra zu weihen und verlangte noch eine weitere Person, so dass es drei Bischöfe in dem Gebiet gab, um eine Metropole zu bilden.


In Konstantinopel

Viele Jahre waren vergangen, seitdem die beiden Brüder im Jahre 863 Konstantinopel verlassen hatten. Ihr Vorhaben, die Hauptstadt 867 zu besuchen, hatte sich nicht verwirklicht, wie wir sahen. Im folgenden Jahr starb Kyrillos, während Methodios nicht die Gelegenheit zu diesem Besuch fand, da er pausenlos unter tausenden von Behinderungen arbeitete. Aber immer dachte er, dass er aus vielen Gründen diese weite Reise unternehmen müsste. Erstens, weil er noch ein Mal die Orte wiedersehen wollte, wo er geboren und aufgewachsen war, studiert und die Jugendjahre verbracht hatte; zweitens, weil ein Gedankenaustausch mit den Herrschern von Byzanz über den Fortgang seines Werkes nötig war; und drittens, weil die deutschen Kleriker verbreiteten, dass Methodios das Vertrauen in den griechischen Kaiser verloren habe. Außerdem verlangten auch Patriarch Photios und Kaiser Basilios I., dass er die Mühe auf sich nehme, um in die Hauptstadt zu kommen.

Im Jahr 881 rief ihn Papst Johannes auch wieder nach Rom, weil die Anklagen von Viching nicht aufhörten. Aber jetzt lehnte er die Einladung ab, weil es genug der Aufforderungen und Untersuchungen war, die sich ins  Unendliche fortsetzen wollten. Das war noch ein Grund, seine Reise nach Konstantinopel zu beschleunigen.

Die Reise fand 881 statt. In der Hauptstadt wurde er von Adel, Klerus und Volk mit Begeisterung empfangen. Man war informiert über seine bewundernswerten Erfolge in den entfernten Ländern von Zentraleuropa und die Freude, den großen Missionar bei sich zu sehen, war unbeschreiblich. Die Byzantiner billigten seine Anstrengungen in jenen Ländern und diskutierten über die Zukunft der slawischen Kirche im Westen. Leider konnte ihm Konstantinopel keinerlei wirksame Hilfe gewähren, weil zwischen Byzanz und Großmähren sich die Bulgaren befanden. Aber es wurde ihm empfohlen, seine Kirche als autokephale zu erhalten und von nirgendwo Einmischungen zu akzeptieren.

Bei dieser Gelegenheit legte Methodios dem Photios die Verbreitung jener Lehre vor, die die Herkunft des Heiligen Geistes auch vom Sohn betraf. Damals schrieb der Patriarch den bekannten Brief, in dem er diese Lehre bekämpft. Methodios ließ einen Priester und einen Diakon als seine Gesandten in Konstantinopel zurück, aber auch um im Zentrum für slawische Studien zu arbeiten.

Bei seiner Rückkehr kam er durch Bulgarien,  traf den König Boris in seiner Hauptstadt Preslav und gab ihm Ratschläge für die Organisation der bulgarischen Kirche. Er versprach ihm, zu diesem Zweck einige seiner Schüler zu schicken, die in der Tat hierher kamen, aber erst nach seinem Tod.


Die letzten Jahre

Nach seiner Rückkehr von Konstantinopel gab sich Methodios mit besonderem Eifer  an die Übersetzung von Texten, die für seine Kirche unabdingbar waren. Es scheint, dass man in der Hauptstadt betont hatte, er solle auf diesen Punkt achtgeben. Die vielen Geschehnisse und seine vielfältigen Verpflichtungen hatten ihn genötigt, dieses Werk zu vernachlässigen. 883 übersetzte er das Alte Testament, außer den Psalmen, die schon von Kyrillos übersetzt worden waren und den Büchern der Makkabäer. Er begann die Übersetzung im März und beendete sie innerhalb von sieben Monaten am Vorabend des Festes seines Schutzheiligen Dimitrios.

Er übersetzte auch ausgewählte patrologische Texte und den Rechtskanon. So vermachte er den Mähren und den übrigen slawischen Völkern die ersten schriftlichen Gesetze, die die Organisation des gesellschaftlichen Lebens auf objektiver und unpersönlicher Basis erlaubten, unabhängig vom Willen der Stammesfürsten.

Dem Werk der Übersetzung von Texten widmeten sich auch einige seiner Schüler.

884 ereignete sich ein weiterer Zusammenstoß in Mähren, dieses Mal ein dogmatischer.  Es scheint, dass der Anlass das Bekanntwerden des Textes von Photios war, der sich auf den Heiligen Geist im Westen bezog. Photios wie Methodios nannten jene Häretiker, die den Ausdruck filioque verwendeten und den Ausgang des Heiligen Geistes auch aus dem Sohn anerkannten. Viching protestierte stark und verursachte Methodios Probleme. Daraufhin  war der Erzbischof gezwungen, zum letzten Rettungsmittel zu greifen, dem Kirchenbann nämlich,  den er zusammen mit der Priesterversammlung  aussprach.

Swatopluk war so beeindruckt, dass er seitdem zum Freund von Methodios wurde. So war die Einheit der mährischen Kirche erreicht worden, aber leider nur für kurze Zeit.

Methodios war ungefähr 65 Jahre alt, als er sein Ende nahen fühlte. Seine Schüler fragten ihn bewegt und beunruhigt: "Ehrwürdiger Vater und Lehrer, wer von deinen Schülern soll der Nachfolger deiner Lehre werden?" Er bestimmte von seinen Schülern den Gorasdos, der sehr bekannt war, und sprach: "Er ist ein freier Mann und stammt aus Eurem Land, er ist gut ausgebildet  in den Schriften, im Lateinischen, in der Orthodoxie. Möge der Wille Gottes geschehen und möge euch dies gefallen wie mir."

Dass er einen Nachfolger bestimmte, ist nicht paradox. Dies war ein einfacher Wunsch des Missionars, den die Priesterschaft und das mährische Volk akzeptierten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Gorasdos bereits Bischof war; d.h. er war schon gewählt und zum Bischof von Nitra geweiht worden, anstelle von Viching, auf dem der Kirchenbann lag. Jetzt aber handelte es sich nicht um eine Bischofswahl, sondern um seine Ernennung auf den erzbischöflichen Thron.

Am Palmsonntag im Jahre 885 ging Methodios zur Kathedrale von Velehrad, wo das Volk versammelt war. Er war sehr krank. Er dankte dem Kaiser von Konstantinopel, dem Herrscher von Großmähren, dem Klerus und dem Volk. Dann sagte er: "Meine Kinder, wartet auf mich bis zum dritten Tag." Und so taten sie. In den frühen Morgenstunden des 3. Tages sprach er seine letzten Worte: "Herr, in Deine Hände übergebe ich meinen Geist", und starb in den Armen seiner Priester, am 6. April, Indiktion 3, Jahr 6393 seit der Schöpfung, d.h. am 6. April 885.

Seine Schüler feierten die Begräbniszeremonie gleichzeitig in griechischer, lateinischer und slawischer Sprache, und brachten seinen Leichnam sofort danach in die Kathedrale. So wurde Methodios zu den Vätern und Patriarchen, den Propheten und Aposteln, den Lehrern und Märtyrern hinzugezählt. Unzählige Menschen folgten dem Begräbnis. Alle beweinten den guten Lehrer, Männer und Frauen,  Junge und Alte, Reiche und Arme, Freie und Sklaven, Besucher und Einheimische, Kranke und Gesunde.


Die Schüler von Kyrillos und Methodios

Gorasdos übernahm mit Eifer die Regierung seiner Kirche. Aber seine Feinde ließen ihn nicht lange in Ruhe. Viching war, ab dem Moment, wo sich das Lebensende von Methodios abzeichnete, nach Rom gegangen, um sich die Nachfolge zu sichern. Er nötigte den Papst Stephan V., der griechisch-slawischen Kirche von Mähren wieder entgegenzutreten. So forderte dieser in seinem Brief  die Aufnahme der Lehre, die sich auf den Ausgang des Heiligen Geistes sowohl aus dem Vater als auch aus dem Sohne bezieht. Gleichzeitig erkannte er Viching als Führer der Regierung jener Kirche an und verbot Gorasdo, episkopale Verpflichtungen zu übernehmen, bevor er nicht nach Rom gekommen und vom Papst selbst anerkannt worden war. Aus dem letzteren geht hervor, dass er Gorasdos als Bischof anerkannte, aber nicht als Führer der mährischen Kirche. Ebenfalls verbot er den Gebrauch der slawischen Sprache, die Methodios sozusagen eingeführt habe trotz des Verbotes durch Johannes VIII. Stephan war die Sachlage gänzlich unbekannt; denn Johannes hatte schließlich ihren Gebrauch erlaubt.

Svatopluk, an den sich das Schreiben von Stephan richtete, erinnerte sich an seine alte Sympathie für den lateinischen Gottesdienst. Er vergaß den Kirchenbann gegen Viching und wurde kühn. Mit seiner Zustimmung diskutierten die deutschen Kleriker wieder das dogmatische Thema bezüglich des Heiligen Geistes. Gorasdos und Klemens widersetzten sich, aber die Deutschen hörten mit den Angriffen nicht auf.

Daraufhin tat Svatopluk so, als wünschte er einen Kompromiss, lud die Führer der entgegengesetzten Parteien nach Nitra und sagte zu ihnen: "Ich bin fast ungebildet und weiß nichts über Dogmatik. Ich werde also die Kirche demjenigen übergeben, der als erster schwört, dass er den orthodoxen Glauben besitzt." Bevor er zu Ende gesprochen hatte, schwuren die Deutschen - offensichtlich  gleichgesinnt - während die Byzantiner sich weigerten, einen solchen Eid zu leisten, weil sie ihn für idolatrisch  hielten.

Svatopluk übergab die Führer und Kleriker der griechisch-slawischen Kirche den Deutschen. Insgesamt waren es 200. Es handelte sich natürlich um jene, die sich damals in Nitra befanden, wie auch um jene, die in Velehrad dienten und in anderen ähnlich großen Zentren. Diejenigen, die in kleinen Siedlungen arbeiteten und sich in entfernten Provinzen befanden, waren nicht betroffen, wenigstens nicht sofort.

Diese unglücklichen Kleriker wurden zunächst gequält, dann wurden die Jüngeren den Juden als Sklaven verkauft, während die Alten - unter denen auch ihre Führer waren - ins Gefängnis kamen. Diejenigen, die verkauft worden waren, wurden einige Monate später in Venedig von Gesandten des Kaisers, der das Lösegeld zahlte, freigekauft. Von dort kamen sie nach Konstantinopel und verstreuten sich in die slawischen Länder. Die Gefangenen wurden, nachdem sie rohen Soldaten übergeben worden waren, in der kalten Jahreszeit nahe den Ufern der Donau ausgesetzt. Etliche von ihnen starben. Die Überlebenden folgten verschiedenen Wegen. Diejenigen, die griechischer Herkunft waren, gingen die Donau entlang, bis sie nach Belgrad kamen. Unter ihnen waren Klemens, Naoum und Angelarios, die sich später bei der Organisation der bulgarischen Kirche mit dem Zentrum in Achrida auszeichneten.

Die Einheimischen versteckten sich in den Häusern von Verwandten und Freunden oder zogen in die Provinzen, die von der Verfolgung unberührt blieben, wie Böhmen und Polen. Unter ihnen war auch Gorasdos. 899 wurde die griechisch-slawische Kirche von Mähren mit einem neuen Erzbischof und drei Bischöfen neuorganisiert. Wahrscheinlich war der Erzbischof Gorasdos.

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts wurde das großmährische Reich von einem neuen Eindringling besetzt, den Ungarn. Zusammen mit dem Staat wurde auch die Kirche zerstört, aber ihre Ruinen sind bis heute erhalten. Über die Jahrhunderte hinweg gibt es jedes Jahr eine Wallfahrt nach Velehrad zu Ehren der Heiligen Missionare Kyrillos und Methodios.


Nachwort

Der Weg des Christentums unter den slawischen Völkern war unaufhaltsam und grandios. Nach vieljähriger Vorbereitung begann er 860 und war nach zwanzig Jahren fast vollendet, außer im Falle der Russen, bei denen er sich um mehrere Jahrzehnte verzögerte.

Die Ereignisse, die die Geschichte bezüglich der Christianisierung dieser Völker erwähnt, erscheinen wie isolierte und zusammenhanglose Handlungen. Wenn dies den Tatsachen entspräche, würde es unerklärlich bleiben, dass in jenen zwanzig Jahren bei den Slawen soviel geschah, wie niemals zuvor in allen Jahrhunderten. In der Tat besteht zwischen ihnen eine zusammenhaltende Verbindung und hinter ihnen erscheint eine Kraft, die ein gutdurchdachtes Programm in Bewegung setzt. Die Kraft ist das ökumenische Patriarchat, das das gesamte Werk geplant hat. Ausführende dieses Programms  waren die beiden Brüder von Thessalonki, Kyrillos und Methodios, die unermüdlich bei den slawischen Völkern arbeiteten, den Russen, Mähren, Slowenen, Kroaten, Serben, Slowaken, Tschechen, Polen und Bulgaren.

Ihr Werk war grundsätzlich religiös. Durch ihre Anstrengungen und die ihrer Schüler traten alle slawischen Völker in den Kreis der christlichen Nationen. Aber zusammen mit dem Christentum wurden ihnen auch alle zivilisatorischen Möglichkeiten übergeben. Mit dem Ideal des Glaubens brachten die Apostel den Slawen Liebe und Höflichkeit bei und pflanzten ihnen den Geist des Opfers ein. Sie schenkten ihnen die ersten schriftlichen Gesetze, mit denen sie eine gut geordnete Regierung organisierten. Sie vermachten ihnen eine fertige Schriftsprache, damit sie sie in der Theologie, der Dichtung, der Wissenschaft und der Bildung gebrauchten. Diese Sprache bildete den Ring, der die ganze slawische Welt miteinander verband.

Deshalb empfinden die slawischen Nationen eine immerwährende Schuld gegenüber den beiden Brüdern aus Thessaloniki, während Thessaloniki zusammen mit allen Griechen zu Recht stolz auf sie ist.

Von Panagiotis K. Christou

**Panajotis K. Christou, Professor für Patrologie an der Theologischen Fakultaet der Aristoteles Universität Thessaloniki und Herausgeber der Werke des Hl. Gregorios Palamas. Vormals Dekan der Theologischen Fakultät und Rektor der Universitaet Thessaloniki, Direktor der Stiftung des Patriarchats für Patristische Studien in Thessaloniki und Erziehungsminister.

 

Veröffentlichung der Kommission "Feier des 1100. Jahrestages der Heiligen Kyrillos & Methodios", Thessaloniki 1967

(nach der Übersetzung ins Neugriechische von Olga Terzi, Absolventin der Phil.Fak. der Universität Thessaloniki)

Übersetzung: Marion Alipranti-Conrad, Universität Athen

©Heiliges Kloster Pantokratoros 



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