Pilgerin, A.P.

Ein großes und unbekanntes Wunder!


Der wahre Bericht einer Passagierin, die sich an Bord eines Flugzeugs befand, das am 29. August 2003 aus dem Heiligen Land zurückkehrte.

Es war in der Morgendämmerung, am Freitag, dem 29. August 2003. Schweren Herzens verließen wir Jerusalem in Richtung Tel Aviv und von dort aus nach Athen.
Wir hatten eine wunderbare Zeit gehabt. Am Vortag hatten wir das Fest der Entschlafung Mariens an ihrem Grab gefeiert, da das Fest in Jerusalem 13 Tage später als in Griechenland, nämlich am 28 August gefeiert wird.

Es war eine einzigartige Erfahrung. Das Fest war für alle prächtig und reich. Am späten Nachmittag packten wir unsere Koffer, in der Nacht nahmen wir teil an der Vigil in der Grabeskirche, und gleich anschließend gingen wir schnell zum Bus, der unmittelbar außerhalb der Altstadt auf uns wartete. Das Wetter war gut. Der Himmel war sternenklar und in der Stille genossen wir die von Lichtern erleuchtete Stadt. Wir hatten unseren Blick auf die Stadtmauern geheftet, und im Geiste umfingen wir all die Heiligen Stätten und schlossen sie still in unsere Herzen ein. Ein nahezu unsichtbares Lächeln verriet unsere Ermüdung, aber auch unsere tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott, für all das, was wir erlebt hatten. Unsere Dankbarkeit war so groß, daß sie nicht durch die lange Wartezeit noch durch die anstrengende Untersuchung der Israelis auf dem Flughafen erschüttert wurde.

Als ich schließlich an Bord des Flugzeugs ging - wenn ich mich richtig erinnere, war es ein zweimotoriger Airbus – bemerkte ich, daß die Lichter ständig flackerten und sich das Licht nicht stabilisierte. Ich hielt es für einen Wackelkontakt und sank auf meinen Sitz. Als die Maschine zu rollen begann, wurden die elektrischen Probleme auffälliger, während gleichzeitig der charakteristische Klang von mehreren, kleinen Kurzschlüssen zu hören war. Ich maß dem keine Bedeutung bei. Die Lichter erloschen, wir hoben ab, und als sie wieder angingen, war das Problem weniger auffällig. Ich saß mit meiner Mutter auf der linken Seite des Flugzeugs, vor der Tragfläche, und meine Freunde und Bekannten saßen in der Nähe.

Nach etwa 20 Minuten hörten wir ein lautes Geräusch und das Flugzeug begann zu beben und sich nach rechts und links zu bewegen, wie wenn es etwas "sieben" würde, wie es ein Freund treffend beschrieb. Der Pilot sagte zuerst auf Hebräisch und dann auf Englisch, daß wir sitzen bleiben und die Sicherheitsgurte anlegen sollten. Die Stewardessen taten sofort dasselbe. Anfangs maßen wir dem keine Bedeutung bei, bis ich auf die Tragfläche schaute und sah, daß die Turbine brannte und brennende Metallstücke herausschleuderte! Nach ein paar beruhigenden Worten, zeigte ich es meiner Mutter und meinen Freunden. Wir alle waren viele Male mit dem Flugzeug gereist, aber es war das erste Mal, daß ich ein brennendes Triebwerk sah. Wir gerieten irgendwie in Bedrängnis, aber wir bemühten uns, unsere Unruhe zu verbergen und schwiegen. Wie ich später erfuhr, beteten einige von uns innerlich das Jesus-Gebet. Nach einigen Minuten informierte uns der Pilot über den Verlust des linken Triebwerks, und daß wir versuchen würden, mit dem anderen Triebwerk zum Eleftherios-Venizelos-Flughafen in Athen zu gelangen.

Es waren keine zwanzig Minuten vergangen, als wir ein weniger lautes Geräusch von der rechten Seite hörten, und wir spürten alle dieselben starken Vibrationen des Flugzeugs, vermischt mit Turbulenzen. Einige Leute, die vor der rechten Tragfläche saßen, riefen „die Turbine hat Feuer gefangen!“  Die bis dahin angenehme und zufriedene Stimmung in der Kabine verwandelte sich schnell in Panik. Das Flugzeug verlor rasch und kontinuierlich an Höhe, und man hörte ein pfeifendes Geräusch, und später erinnerte ich mich, dass ich es in Filmen gehört hatte, wenn Bomben aus Flugzeugen abgeworfen wurden.
 

Die Stewardessen, die gerade begonnen hatten Erfrischungen anzubieten, beeilten sich ihre Servierwagen an den richtigen Plätzen zu sichern, sich schnell hinzusetzen, ihre Sicherheitsgurte anzulegen und ihre Köpfe auf die Knie zu beugen. Viele Herzkranke und ältere Menschen nahmen zwei Pillen auf einmal. Ehegatten bekannten öffentlich, wann und wo und mit wem sie Ehebruch begangen hatten und baten um Verzeihung. Großmütter und Großväter offenbarten ihren Kindern, daß sie sie nicht in ihrem Testament bedacht hatten. Sie baten diejenigen ihnen zu verzeihen, und sie gewährten ihnen Verzeihung. Die Kinder ihrerseits baten um Verzeihung für ihr schlechtes Verhalten in der Vergangenheit. Freunde gestanden einander, aus diesem Anlaß, daß sie einander belogen und verleumdet hatten.

All die oben genannten Schwierigkeiten, zusammen mit dem konstanten und plötzlichen Höhenverlust, den ungewöhnliche Turbulenzen und dem Schweigen des Piloten schufen eine drückende Atmosphäre.
 

Das Flugzeug fing an zu kippen und uns wurde klar, dass es versuchte zu drehen, und ich dachte, wir würden versuchen, nach Tel Aviv oder Zypern zurückzukehren. Wenig später erhob sich eine Stewardess und versuchte schnell ein paar herabfallende Gegenstände zu sichern. Ich stoppte sie und fragte sie, was genau vor sich gehe. Die zuvor lächelnde und mit angenehmer Stimme sprechende junge Frau war blass geworden und hatte ihre Stimme verloren. In ihrem Gesicht und in ihren Augen stand Angst geschrieben.

Ich fragte, ob wir beide Triebwerke verloren hatten und sie nickte. „Und was geschieht nun, was sollen wir tun?“ fragte ich sie. Sie hörte auf, mir in die Augen zu schauen und blickte in die Ferne, wie wenn sie ins Leere starrten. Sie schüttelte ihren Kopf, zuckte gleichgültig die Schultern, wie wenn alles vorbei wäre und ging weg. Ich hielt ihre Hand fest und rief „Stürzen wir ab?“ und sie nickte viele Male; es war ihr nicht möglich etwas zu sagen. Sie beeilte sich, sich wieder auf ihrem Sitz anzuschnallen, und hielt den Kopf fest auf ihren Knien. Wir holten alle tief Luft und versuchten, so ruhig wie möglich zu bleiben und das Geschehen zu realisieren.

Der Schleier der Melancholie wurde von der lauten Stimme eines Mönchs zerrissen: "Fürchtet euch  nicht, meine Brüder! Lasst uns beten. Gott wird uns nicht verlassen!“. Die Priester legten ihre Petrachilia (Stolen) an und begannen Gebete zu lesen, andere Gläubige beteten still das Jesus-Gebet, und die übrigen teilten sich in zwei Gruppen – auf jeder Seite des Flugzeugs eine -  die einen begannen leise die Paraklisis (Gebet) zur Gottesmutter zu psalmodieren und die anderen den Hymnos Akathistos. Wir setzten unsere auf Gott und fühlten uns viel besser und erleichtert.

Die nichtchristlichen Passagiere, die im Vergleich zu uns viel verängstigter waren, dachten, daß wir singen würden und schauten uns an, wie wenn wir verrückt geworden wären.
 

Dieser tröstliche, emotionale Aufschwung wurde kurz darauf unterbrochen, als der Pilot mit zitternder Stimme eine Ansage machte: „Wie Sie bereits bemerkt haben, haben wir vor kurzem den zweiten brennenden Motor verloren. Wir haben unsere Brennstofftanks gelehrt und versuchen zum Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv zurückzukehren, aber…“ er hatte einen Kloß im Hals und hielt plötzlich inne.
 

In diesem Augenblick erstarrte das Blut in unseren Adern. Es ist eine Sache zu vermuten, daß etwas Unangenehmes geschehen wird und eine andere, es offiziell bestätigt zu bekommen! Nach dem ersten verlegenen Moment, fuhren wir gemeinsam fort zu beten, wo wir aufgehört hatten, die einen das Jesus-Gebet, andere die Paraklisi, andere den Hymnos Akathistos. Es machte den Eindruck auf mich, daß Leute, die zuvor ungläubig schienen, jetzt aus ganzem Herzen beteten…

Ich versuchte mich ruhig zu verhalten, bis zu dem Punkt, dass man mich der Gefühllosigkeit bezichtigte. In der Hoffnung, einigen die weinten Mut zu machen, erklärte ich: "Irgendwann werden wir alle sterben. Das lässt sich nicht ändern. Was bleibt uns also? Wieviele Jahre wir leben werden, und wie wir sie leben werden. Alle wollen wir lange leben, aber wenn Gott beschlossen hat, daß wir heute sterben, dann können wir auch das nicht ändern. Abgesehen davon tun wir alles, was in unserer Macht steht, um gerettet zu werden.

Also, wenn wir es für selbstverständlich halten, dass wir heute Rechenschaft ablegen müssen, worauf kommt es dann für uns an? In welchem Zustand sich unsere Seele befindet. Jetzt werden Sie mir sagen: "Ich befinde mich in einem schlechten Zustand, aber wenn ich mehr Zeit hätte, dann würde ich umkehren!“ Aber diese philosophische Frage stellt sich nicht, das ist wohl eher ein frommer Wunsch, da wir ja gesagt haben, dass wir vermutlich heute scheiden werden. Was bleibt uns also noch zu tun? Beten wir aufrichtig und bitten wir inständig um die Vergebung unserer Sünden. Aber wir müssen auch unsere Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit setzen, weil er in in Seiner grenzenlosen Liebe zu uns niemals zulassen würde, daß uns etwas zum Schaden unserer Seele geschieht. Das heißt, wenn Er uns heute ruft, dann ist heute der beste Zeitpunkt für uns.

Die meisten von uns haben erst gestern, am Fest der Gottesmutter, gebeichtet und die Heilige Kommunion empfangen; wir sind also so gut wie möglich vorbereitet; stellt Euch vor, wir würden völlig unvorbereitet scheiden! Wir alle, die wir hierher gekommen sind, kamen nicht als Touristen sondern als Pilger. Glaubt Ihr, der Herr und die Muttergottes, zu deren Fest wir gekommen sind, würden uns verlassen?“

Wieder gab es starke Turbulenzen. Wir flogen niedrig und begannen, die Inseln mit ihren Merkmalen zu unterscheiden, und in der Ferne sahen wir das Festland. Plötzlich erhob sich der Mönch, der vorne rechts saß und der uns angespornt hatte zu beten – ich weiß nicht, ob es ein Mönch oder ein Priestermönch war (Ich erinnere mich nur an seine schlaksige Gestalt, an das Leuchten in seinem Gesicht und an seinen langen Bart) und sagte mit lauter Stimme, voller Überzeugung und mit Tränen in den Augen: "Meine Kinder, bitte glaubt mir, ich sehe unsere Heilige Jungfrau vor mir, riesengroß, und sie hält das Flugzeug an seinem Bauch – wir werden gerettet, wir werden gerettet!“ Und unter Tränen sagte er: „Lasst uns beten, um ihr zu danken.“

Alle Passagiere fassten Mut und begannen die Paraklisis zu psalmodieren, dieses Mal laut und freudig. Selbst die Stewardessen verstanden durch unsere Körpersprache, daß etwas Gutes geschah, und auch sie fassten Mut und schauten uns fragend an.

Bald tauchten deutlich die Gebäude von Tel Aviv auf, wir flogen schon sehr tief. Es blieben nur noch ein paar Augenblicke ... Zweifel stiegen in meinem Kopf auf: "Ob wir wohl auf dem Festland landen werden oder ins Meer stürzen?“ Ich versuchte sie durch das Gebet zu vertreiben. "Ich glaube, Herr, hilf meinen Unglauben. Dein Wille geschehe. Heilige Muttergottes schütze uns."

Kurz darauf tauchte der Flughafen auf. Die Landebahn war mit Schaum bedeckt und war von vielen Krankenwagen gesäumt. Es war kein weiteres Flugzeug in Sicht; man hatte uns offenbar Landepriorität gegeben. Im Vergleich mit anderen Malen, schienen wir mit hoher Geschwindigkeit im Landeanflug zu sein. Es waren nur noch ein paar Meter zwischen uns und dem Boden. Als das Flugzeug aufsetzte, stoppte es auf wunderbare Weise nach nur 50 Metern, ohne daß jemand von uns aus seinem Sitz gehoben wurde, nicht einmal ein kleines bißchen.

Es gab keine Maschinen mehr, bei denen man den Rückwärtsgang hätte einlegen können, um eine Hilfe beim Bremsen zu haben, und die Bremsen der Räder wären zu abrupt gewesen (eine gefährliche Sache) um nach nur 50 Metern zu stoppen, und selbst dann hätten wir auf Grund der physikalischen Trägheit alle nach vorne geschleudert werden müssen. (Selbst wenn man mit einem Auto bei niedriger Geschwindigkeit plötzlich bremst, bewegt sich der Körper nach vorne.) Aber nichts dergleichen geschah. Das Flugzeug hielt nicht gemäß den Gesetzen der Physik an, sondern wie wenn es sanft auf den Boden aufgesetzt worden wäre.

Wir alle begannen voller Erleichterung, dank zu sagen: "Ehre sei Dir, Herr", "Dank sei Dir, Allheiligste Gottesmutter", "Dein Name sei gesegnet, Herr."

Nur die Stewardessen wurden von einem Nervenzusammenbruch gepackt. Die eine öffnete mindestens fünf Minuten lang einen Joghurt nach dem anderen, aß einen Löffel, warf ihn weg und nahm einen anderen, die andere öffnete und schloß kontinuierlich Metallschubladen, eine weitere zitterte und klapperte mit den Zähnen.

Nach einer kleinen Weile verließen wir das Flugzeug, begleitet von Polizisten, Ärzten und Krankenschwestern und gingen in einen Warteraum, wo man versuchte einige wiederzubeleben, die ohnmächtig geworden waren und den anderen von uns eine Erfrischung anbot. Unser Mund war trocken von der Anspannung, aber wen kümmerte das?!

Wir waren am Leben, und nur das zählte! Bald kam ein anderes Flugzeug um uns nach Athen zu bringen, wo wir sicher ankamen. Natürlich wurden wir von Reportern und Kameras erwartet. Ein besorgter Freund rief mich an, um zu sehen, ob es mir gut gehe, weil er in den Morgennachrichten eines großen Fernsehkanals einen Filmbeitrag über unseren Flug gesehen hatte, aber anschließend wurde das Ereignis sorgfältig verschwiegen.

Von diesem Moment an verloren wir alle unser Interesse an Kleinigkeiten. Keiner schimpfte, keiner beschwerte sich wegen der Verspätung, wegen des Gepäcks, wegen des grundlosen öffentlichen Bekenntnisses schwerer Sünden. Wir wandelten auf der Erde, aber unser Geist und unsere Herzen waren voll von Dankbarkeit und gemäß der Kraft eines jeden hingegeben an IHN, der uns seine Liebe wieder so deutlich gezeigt hatte. Wir wussten, dass wir aus der Vorsehung Gottes lebten und fühlten deshalb eine immense Freude und Dankbarkeit.

So vergingen die kommenden Tage. Ich sah alles als eine Schöpfung Gottes, ich liebte und bewunderte sie. Ich hatte aufgehört mich zu ärgern und mich in Kleinigkeiten zu erschöpfen. Ich versuchte auf die Liebe Gottes durch ein milderes Verhaltenen zu antworten, nicht zu urteilen und wo immer ich konnte, anderen zu helfen. Leider kehrte ich nach ungefähr einer Woche zu meiner alltäglichen Routine zurück. Ich schäme mich es zu sagen, aber ich schaffte es nicht, diesen neugefundenen Frieden, das Gebet, die Dankbarkeit und die Liebe in mir zu bewahren.

Dieses ganz reale Ereignis ließ mich die Dinge ein wenig anders sehen, und ich versuche, aus dem Panzer meiner Egozentrik und aus unserem absurden Denken herauszukommen, das alles in kleine Kisten packt und versucht alles mit Gesetzen und Regeln zu erklären. Die Angst vor dem Ende verstärkt das Bewusstsein der eigenen Fehler.

Die Dankbarkeit die man gegenüber der unendlichen Liebe Gottes spürt, erweicht das Herz, es schmelzt den Menschen auf, und durch Gott lässt es ihn seine Brüder und die Schöpfung lieben, während er gleichzeitig fürchtet, Gott vielleicht durch eine seiner Handlungen betrübt zu haben und das zu verlieren, wovon sein Herz einen Vorgeschmack hatte, die Gabe der Liebe, die zu suchen seine Seele geschaffen wurde – die Vereinigung mit Gott.

(Auf die Bitte eines lieben Bruders hin, habe ich beschlossen, diese für mich einzigartige Erfahrung „zur Ehre Gottes“ und zur geistlichen Stärkung der Brüder aufzuschreiben. Bitte entschuldigen Sie den persönlichen Ton der Erzählung, aber ich wollte die Ereignisse und Gefühle genauso übermitteln, wie wir sie erlebt haben. Vielen Dank für Ihr Verständnis.)

Übersetzung: Sr. Matthaia
©Heiliges Kloster Pantokratoros 


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